St.-Agneta-Schleuse

Diese Bootsfahrt hat als Thema „Erbe und Kunst“ und sie fängt sofort beim Einsteigen an. Das Schiff wartet auf Sie in einer Schleuse, nämlich in der „St. Agneta“-Schleuse, welche aus dem Jahre 1751 stammt. Die halbrunden Aussparungen in den Wänden oder Kammerwänden fallen auf. Die Brücken schließen die St.-Agneta-Schleuse ab. Betrachten Sie die Mauern unter der Brücke. Sehen Sie die senkrechten Spalten? Darin passten die Schleusentore. Diese St.-Agneta-Schleuse sollte das Wasserniveau regeln. Sie führte jedoch nicht zum erhofften Ergebnis, sodass man die Schleusentore einfach geöffnet ließ. 1826 wurden die Tore entfernt und öffentlich verkauft. Die Schleusenanlage befindet sich noch immer im ursprünglichen Zustand. Sehen Sie sich die Wände der Schleusenkammer an: Sie wurden aus Kalkstein aus Tournai, welches mit Hartgesteinplatten abgedeckt wurde, hergestellt. Obendrauf befindet sich eine eiserne Brüstung mit gusseisernen Balustern und Geländern zwischen kleinen Löwenköpfen.

Wir verlassen den Hafen und die Schleusenanlage über die St.-Agneta-Brücke.

St.-Agneta-Brücke

Die St.-Agneta-Brücke stammt aus dem Jahre 1880 und ist eine von 4 Brücken über dem Coupure-Kanal, die die Stadt mit dem Ekkergem-Viertel verbinden.
Die erste Version war eine eiserne Drehbrücke, aber diese wurde 1940 zusammen mit 33 weiteren Brücken in Gent gesprengt. 1950-1951 wurde sie durch die heutige eiserne Klappbrücke ersetzt, welche von Ateliers de Construction de Courcelles-Nord Henri-Pélerin, einer Eisenverarbeitungswerkstatt in Hennegau, geliefert wurde. Nach der Öffnung des Ringkanals 1969 wurde die St.-Agneta-Brücke außer Betrieb gesetzt, sodass Brückenwärter nicht länger notwendig waren. Die Brückenwärter wohnten in einem kleinen Haus, zu dem sie berechtigt waren.

Schauen Sie hinter der St.-Agneta-Brücke sofort nach links, dann sehen sie das Brückenwärterhaus.

Das Brückenwärterhaus

Dieses Brückenwärterhaus befindet sich an der Ecke zum Coupure-Kanal und Lindenlei. Es wurde 1908 vom belgischen Staat als „Fahrtrechtsamt“ gebaut. Es ist das einzige Brückenwärterhaus, das am Coupure-Kanal erhalten blieb. Es wurde in gelben Ziegelsteinen gebaut, orangerote Ziegelsteine wurden für die Bänderung und Bögen verwendet. Das Haus ist somit ein schönes Beispiel der bunten Backsteinarchitektur. Bis Ende des 19. Jahrhunderts befand sich an dieser Stelle ein Zollhaus aus Holz, denn hier bezahlten die Schiffer Steuern. Im Mittelalter war hier der Umschlagzoll zu zahlen. Das bedeutete, dass Waren umgeschifft werden mussten und zwar auf Schiffe der Freien Schiffer, d.h. in Gent geborener Schiffer. Nur die Genter Schiffer durften durch die Stadt fahren. Schiffer, die nicht aus Gent stammten, hatten keine Rechte, sie sollten nur warten und zahlen. Deswegen wurden sie als unfreie Schiffer bezeichnet.

Dieses Brückenwärterhaus wurde bis 1969 verwendet, danach wurde der Ringkanal in Betrieb genommen und wurde die Binnenschifffahrt umgeleitet. Das Gebäude wird jetzt vom „Passantenhafen“ verwendet.

Sobald Sie die St.-Agneta-Brücke verlassen haben, fahren Sie stromaufwärts auf der Leie. Aber bitte nicht zu schnell, um die Ufer zu schonen!

Verlorenkostbrug

Der Name „Verloren Kost“ entstand, nachdem die zwei Inseln, die sich hier ursprünglich befanden, beim Bau der Brücke verschwanden. Das dabei verlorene Land wurde als „verloren kost“ bzw. eine verlorene Einkommensquelle für die Besitzer betrachtet.
Es gibt aber noch eine weitere Erklärung: Diese betrifft den Zoll, der hier im Mittelalter bezahlt werden musste, als die unfreien Schiffer auf der Rückreise aus Gent bei der Ankunft im Dorf St. Pieters erneut Zoll zahlen sollten…

Auf Stadtbildern aus dem Jahre 1534 ist schon eine Holzversion der Verlorenkostbrug zu sehen. Im Rahmen der Ausgrabung vom Coupure-Kanal und von mehreren wassertechnischen Arbeiten im Auftrag der Staaten von Flandern verschwand diese Holzbrücke Ende des 18. Jahrhunderts. 1913 wurde in Gent eine Weltausstellung veranstaltet. Zu dieser Gelegenheit wurde eine Steinbrücke mit schönen Statuen gebaut. Sowohl die alte Verlorenkostbrug mit ihren schönen Statuen als auch die St.-Agneta-Brücke wurden 1940 gesprengt bei einem vergeblichen Versuch, die deutschen Streitkräfte aufzuhalten. Nutzlos und sehr bedauerlich.
Die Verlorenkostbrug wird von den Gentern auch le pont du pain perdu genannt.

Eckgebäude

Das Eckgebäude, das sich links hinter der Verlorenkostbrug befindet, wurde aus Ziegelsteinen gebaut und hat eine seitliche Fassade, die auf die Leie geht. Das Gebäude zählt drei Geschosse und verfügt über ein Walmdach aus Schiefern mit Dachgauben. Ein Walmdach ist ein Satteldach mit geneigten Dachflächen auf der Giebelseite. Diese geneigten Dachflächen werden als Walm bezeichnet.
Das Gebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut.

Das wunderschöne eklektische Gebäude an der rechten Seite lassen wir vorübergehend links liegen. Auf der Rückreise widmen wir ihm mehr Aufmerksamkeit.

Jetzt fahren wir weiter, blicken Sie bitte nach links. 

Teehaus

Es gibt mehrere Teehäuser entlang der Leie. Sie stammen aus dem 20. Jahrhundert und früher. Sie gehören zu den Stadthäusern, die es hier damals gab. Zum Glück sind die Teehäuser bewahrt geblieben. Ein Teehaus oder eine Gloriette wurde in einem Garten auf einem gegenüber der Umgebung erhöhten Standort gebaut, wie Sie hier deutlich sehen können. Es war die Glanzzeit der Stadthäuser mit Fumoir für die Herren und Boudoir für die Frauen. Glorietten sind Bauten, die der Entspannung oder Unterhaltung dienen. Die Glorietten wurden von den Fabrikeigentümern benutzt, um Freunde einzuladen und Tee oder heiße Schokolade zu trinken. Das galt damals als sehr exotisch.

Blicken Sie jetzt nach rechts.

De Bijloke

Dieser Krankenhauskomplex ist ein Zeuge von mehr als sieben Jahrhunderten Krankenpflege. An der Wasserseite sehen Sie das zivile Krankenhaus mit seinem 3-lappigen Dachsparren. Das Gebäude stammt aus 1864-1880 und ist ein Entwurf vom Architekten A. Pauli. Die ältesten Teile von De Bijloke stammen aus dem Jahre 1204, einer Zeit, in der die reiche Bürgerin Ermentrude Utenhove und Zisterzienserinnen sich um die Gesundheit der Kranken kümmerten. Der Name Bijloke bedeutet eingezäuntes Grundstück.

Der historische Charakter wird wiederbelebt, denn De Bijloke wurde von einem Genter oder besser gesagt einem Wondelgemer Bauunternehmen drastisch renoviert: DENYS nv. Besuchen Sie das STAM, das Genter Stadtmuseum, das seit Oktober 2010 auf dem Bijloke-Gelände die Geschichte von Gent erzählt. Oder genießen Sie die Musik des Sinfonieorchesters Flanderns, das seit 2017 das Hausorchester ist. Der 2020 renovierte Konzertsaal ist ein hochmodernes Musikzentrum in einer einzigartigen historischen Umgebung. Es war Jan Briers senior, der ehemalige Gouverneur der Provinz Ostflandern und Gründer des Festivals von Flandern, der 1988 den ehemaligen Krankensaal von De Bijloke als Konzertsaal zur Verfügung stellte. Seit 2017 ist das Sinfonieorchester Flanderns das Hausorchester.

An der anderen Seite der Leie befindet sich ein weiteres Krankenhaus.

Das Hospiz Hebberecht und die Schreiboom-Kapelle

Dieses Hospiz wurde vermutlich im gleichen Zeitraum wie De Bijloke gegründet: Anfang des 13. Jahrhunderts. Es wurde von der St.-Peter-Abtei, auf deren Grundstück es sich befand, gegründet. Das Hospiz und die Kapelle wurden mehrmals umgebaut. Unter der Leitung von Abt Seger von der St.-Peter-Abtei wurden die heutigen Gebäude und die sich dahinter befindende Kapelle 1771 einem Entwurf von J.B. Simoens entsprechend gebaut.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts war sie unter dem Namen „Schreiboom-Kapelle“ bekannt. Diesen besonderen Namen erhielt die Kapelle dank einer wunderbaren Statue Unserer Lieben Frau von Schreiboom, welche die Kreuzabnahme wiedergibt.  Auf einem der rechteckigen Türrahmen aus belgischem Granit ist der Text „Nood zoekt troost" (Bedürftige suchen Trost) zu lesen. In den Volkssagen wird der Schreiboom mit dem Baum neben dem Galgen von Sint-Pieters, unter dem die Familienangehörigen der Verurteilten „schrien“ bzw. weinten, verbunden. Aufgrund von der Marienverehrung und den angeblichen Wundern war dieser Ort ein stark besuchter Wallfahrtsort.
Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Kapelle mit zahlreichen Exvotos und Opfergaben für Unsere Liebe Frau versehen, hauptsächlich Votivgemälden mit Kinderporträts. Etwa siebzig Votivgemälde sind an den Wänden der Kapelle und des Hospizes zu bewundern.
Sehen Sie sich auch mal den schmalen sechseckigen kleinen Glockentürm unter der hohen Spitze an. Die Hinterfront verfügt nur über Blindfester, sodass eine Sicht auf die Leie nicht möglich ist.
Die klassizistische Innenausstattung wurde vollständig restauriert und 1871 fachkundig neugestrichen.

Die Brücke, unter der wir gleich fahren werden, gehört zur Genter Ringstraße. Dieser Teil der Ringstraße hat den passenden Namen: Godhuizenlaan (Hospizallee). Der Name der Brücke ist auch ganz passend!

Jan Palfijnbrug/Jan Palfijn-Brücke

Nach zwei Krankenhäusern – De Bijloke und dem Hospiz Hebberecht – ist es passend, dass diese Brücke nach einem Arzt benannt wurde: Jan Palfijn. Er wurde 1650 in Kortrijk geboren und starb 1730 in Gent. 1723 erfand er die Geburtszange.
Die Geburtszange ist ein Instrument mit Holzgriffen, das aus zwei Schenkeln besteht, die über ein Gelenk – eine Kette oder ein Seil – miteinander verbunden sind. Das Instrument berücksichtigte die Beckenkrümmung nicht. Später wurde es mehrmals verbessert, so wurden die Schenkel zum Beispiel gekreuzt.

Hinter dieser Brücke, am linken Leie-Ufer zwischen dieser Brücke und der nächsten Brücke, befindet sich der Eedverbondkaai, oder wie die Genter ihn nennen: Quai du Compromis.
Am rechten Leie-Ufer zwischen der Jan Palfijn- und der Koning Albertbrug wurde um 1913 herum das Henleykaai gebaut.

Koning Albertbrug/König Albert-Brücke

Diese Brücke hat dem König Albert ihren Namen zu verdanken. Die erste monumentale Version der Brücke wurde 1908 geöffnet. Die Stabilität der Brücke wurde mit einer Karre, die mit 200 Tonnen beladen war und von 8 Pferden gezogen wurde, geprüft. In den 1920er Jahren wurden die leeren Grundstücke entlang der Patijntjestraat für den Bau von 203 Notwohnungen für mit Räumung bedrohte Arbeiterfamilien verwendet. Diese Wohnungen basierten auf den Baracken des König Albertfonds.

Bollekensschool

Sie ist eine Primärschule, die 1967 von der Stadt Gent als Teil des neuen Wohnviertels an Watersportbaan gebaut wurde. Der modernistische Entwurf wurde vom Genter Architekten Paul Robiette erarbeitet. Das Gebäude enthält auch ein keramisches Kunstwerk der Genter Künstlerin Carmen Dionyse mit dem Titel „Groeiende Gemeenschap“ (blühende Gemeinschaft). Die bunten Kugeln des Kunstwerks verliehen dem Gebäude schon schnell seinen Namen: Bollekensschool bzw. Kugelschule.
Zwischen 2009 und 2013 wurde die Schule einem Entwurf der Genter Architektin Ellen Denoyette entsprechend renoviert. Dabei wurde die Hinterfront des Hauptgebäudes angepasst.

Gerade vor der Europabrug am Gordunakaai werden wir gleich die bunte Vorschule Ter Leie sehen. Der Gordunakaai kommt nach dem Kai, welcher die Schleife des Flusses an der linken Seite bildet: Eedverbondkaai. Auf der Rückreise bewundern wir einige Häuser, die zum Genter Erbe gehören. Aber zuerst:

Soziales Wohnviertel Nationale Watersportbaan Georges Nachez

Um Watersportbaan herum befinden sich 11 Appartementhäuser. Einige können Sie jetzt schon sehen. Sie gehören zum Sozialprojekt Hoogbouwwijk in het groen (Appartementhäuser im Grünen) und wurden zwischen 1959 und 1965 von der Stadt Gent und den vier Genter gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften erbaut. Die Entwürfe stammen von Jules Trenteseau, Geo Bontinck, Victor Coolens, Adrien Bressers, Robert Bernard De Tracy, Robert Rubbens und Fritz Coppieters.
Dieses Sozialviertel umfasst 1.498 äußerst variable Wohnungen, von Einzimmerwohnungen mit einer Fläche von 9 auf 12 m bis hin zu Wohnungen für sieben Personen. Die Architekten strebten danach, jeder Wohnung möglichst viel Sonne und Komfort zu geben. Im Erdgeschoss befinden sich individuelle Abstellräume, Fahrradabstellplätze, ein Heizungsraum und bei einem Gebäude (Borluut) sogar ein Spielplatz für die Kinder.
Das Viertel wurde auch mit einigen gemeinschaftlichen Einrichtungen ausgestattet: den Schulen, die wir gerade sahen, zwei Einkaufszentren mit zwei Etagen, entworfen von den Architekten Edward Verhulst und Henri Elanson, aus dem Jahre 1963 und einem Gemeinschaftslokal für Senioren (Nachbarschaftshaus De Kring).

Europabrug/Europa-Brücke

Die feste Straßenbrücke aus Stahlbeton wurde von den Brüdern Van Autryve gebaut und am 9. November 1965 in Betrieb genommen. Die Brücke stützt sich auf 6 Bogen und für die Durchfahrt ist ein freier Raum von 11 m vorgesehen. Unser Schiff schafft das bestimmt! Die Länge der Brücke beträgt 36,4 m und die Breite 16 m, 10,5 m davon werden von der Straßendecke eingenommen. Gesamtpreis: 281.560,88 € (11.358.136 BEF). Der Bürgermeister und die Beigeordneten wählten den Namen 1966.

Gordunakaai/Gorduna-Kai

Wir fahren schon eine Weile entlang dem Gorduna-Kai an der linken Seite. Er wird hauptsächlich durch moderne Einzelhäuser gekennzeichnet. Wussten Sie, dass der Gorduna-Kai früher als Albert-Kai bekannt war? Die absteigende Straßenwand ab der König Albert-Brücke ist mit einigen auffallenden Reihenhäusern aus den 1920-1930er Jahren bebaut, anschließend gibt es modernere und normalere Reihenhäuser und Appartementhäuser. An der Europabrug vorbei wurden die Grundstücke aufgrund von dem sumpfigen Boden nur sehr spät bebaut.

Warum wird der Kai Gorduna-Kai genannt? Kai ist logisch: Anlegestelle für Schiffe, obwohl das heute nicht mehr der Fall ist. Heute darf man nur an einem Landungssteg anlegen. Trotzdem möchten wir Ihnen erklären, wovon das Wort GORDUNA abgeleitet ist. Die Gordunen waren ein Volksstamm, der hier zu Zeiten von Julius Caesar lebte. Das war etwa 100 v. Chr. …

Aber kehren wir zur Gegenwart zurück!
Links sehen Sie ein Art déco-artiges Gebäude, welches als Villa mit einem einzigen Stock und einem Mansarddach mit zementierten Dachgauben gebaut wurde.

´t Patijntje

Eine von alters her bekannte Gaststätte an der Leie-Schleife. ´t Patijntje verweist auf „Ende des Wegs“. Die Gaststätte wurde Anfang 1900 gebaut und war während des Ersten Weltkrieges das beliebteste Speiselokal der deutschen Offiziere. Sie verschwand jedoch während des Ersten Weltkrieges, als der Lauf der Leie angepasst wurde, aber wurde 1927 neugebaut, diesmal einem Entwurf des Architekten G. Martens entsprechend. Die 3 Seiten der Villa sind von einer überdachten Terrasse mit Säulen umgeben.

Rechts sehen Sie Blaarmeersen, die grüne Lunge von Gent. Der perfekte Ort für Sportler! und selbstverständlich auch für uns…

Sneppebrug/Sneppe-Brücke

Diese Brücke wurde 2002 im Auftrag von Infrabel entworfen. Sehen Sie mal, welchen komplexen Weg die Wanderer und Radfahrer zurücklegen müssen, um die andere Seite des Flusses zu erreichen. Die Züge, die Sie auf dieser Brücke sehen können, fahren zwischen Bahnhof Gent-Sint-Pieters (nach links) und Brügge (nach rechts). 

Hinter der Brücke erreichen wir den Snepkaai. Dieser ist ein Hafen und wie die Schilder angeben, dürfen hier keine Wellen gemacht werden, um den angelegten Schiffen nicht zu schaden. Passen Sie also die Geschwindigkeit an, wenn notwendig, und halten Sie rechts.

Wir verlassen den Snepkaai über den Ringkanal. Achten Sie auch hier darauf, dass keine Binnenschiffe in der Nähe sind. Sie haben nämlich Vorfahrt und können außerdem nur schwer stoppen. Genießen Sie also die Ruhe und befahren Sie den alten Leie-Arm auf eine sichere Weise.

Die malerische Oude Leie. Genießen Sie die Natur und die Mäander nach Herzenslust und entdecken Sie die Schönheit, die für die Flämischen Primitiven eine Inspirationsquelle war. Der alte Leie-Arm ist auch für seine wunderschönen Villen an den Ufern bekannt. Einfach herrlich genießen. 

Johanneskirche

Sie ist eine schlichte romanische Kirche. Die Blickfange drinnen sind u.a. ein Taufbecken aus dem Jahre 1601 mit einem Kupferdeckel aus dem 19. Jahrhundert, eine Holzstatue Christi aus der Zeit um 1700 herum im Chor, das Kalvarientriptychon und die restaurierte Lovaert-Orgel.
2012 installierte Atelier Mestdagh aus Gent ein von Ingrid Meyvaert entworfenes Bleiglasfenster im rechten Querhaus.  Es zeigt die Taufe Christi durch Johannes den Täufer.
Auf dem Friedhof der Kirche gibt es Grabsteine, die aus dem 18. Jahrhundert stammen, und neuere Grabstätten bekannter Personen, wie des Grafen De Hemptinne und des Malers Karel De Bondt.

De 3 Leien

De Drie Leien ist ein Viertel, das zu Afsnee gehört, und in De Assels, südlich von Drongen, liegt. Das Viertel war immer auf Drongen-Centrum angewiesen und gehört zur gleichen Pfarrgemeinde. Das Viertel ist nach dem Ort, an dem man angeblich die „drei Leie-Flussarme" sehen kann, benannt. Eigentlich ist dies der Ort, an dem die Leie sich in zwei Flussarme spaltet. Der südliche Flussarm fließt über die Kirche von Afsnee in Richtung von Gent. Der nördliche Flussarm der Leie, der ab „De Drie Leien“ am Gemeindeplatz und an der Abtei von Drongen vorbeifließt, kann nicht für die Schifffahrt verwendet werden. Im Osten bildet ein alter Leie-Arm, der bis 1977 die Grenze zwischen den ehemaligen Gemeinden Drongen en Afsnee war, die Grenze des Viertels .

Nach dem Bau der Pontbrug zwischen Drongen und De Assels wurde das Gebiet zugänglicher und entwickelte sich allmählich ein Straßenmuster, entlang dem hauptsächlich Sommer- und Wochenendhäuser gebaut wurden. Das Gebiet wurde im Winter nämlich ziemlich oft von Überschwemmungen getroffen. Nach der Ausgrabung des Ringkanals 1967 verbesserte sich die Situation. „De Drie Leien“ entwickelten sich zu einem Wohnviertel und die Ferienhäuser verschwanden zum größten Teil. Trotzdem wurde das Viertel noch mehrmals von Überschwemmungen getroffen, das vorläufig letzte Mal im Dezember 2002. Danach wurden die Leie-Deiche weiter verstärkt und überall gleich hoch gemacht. 2012 wurde das ganze Viertel an die Kanalisation angeschlossen und wurden die Straßen neu gebaut.

Wenn wir jetzt weiter auf dem alten Leie-Arm fahren würden, würden wir noch weitere malerische Orte, wie Sint-Martens-Latem, entdecken. Dazu würden wir 4 Stunden Fahrt brauchen. Aber wir wenden das Boot hier und treiben stromabwärts. Bevor Sie das Boot wenden, sollten Sie genau überprüfen, ob es keine Boote hinter dem nächsten oder dem vorigen Mäander gibt.

An Blaarmeersen – der grünen Lunge von Gent – sehen Sie rechts neben dem Spielplatz eine zu einer Fahrt einladende Schleife. Lassen Sie sich nicht dazu verführen! Sie ist äußerst untief und führt nirgendwo hin. Dieser schöne Leie-Arm an der Schleife wird von Kajakfahrern verwendet.

Aan de Bocht

Sie ist eine ländliche Straße entlang dem alten Leie-Arm, an der früher Ferienhäuser und rezenter Villen gebaut wurden.

Es lohnt sich, die Nummer 9 bzw. „‘t Huis aan de Leie“ (das Haus an der Leie), eine romantische Villa in der Mitte eines Gartens, zu erwähnen. Sie wurde 1904 vom Architekten J. Ledoux entworfen. Das Ziegelsteingebäude verfügt über zwei Geschosse unter einem Schieferwalmdach mit Dachgauben. Die vorspringenden Giebelfassaden der Villa sind mit Imitations-Fachwerk und Art nouveau-Holzbauteilen für den Balkon versehen.

Gordunakaai 85

Das freistehende Stadthaus befindet sich hinten auf dem Grundstück und in der Mitte eines Gartens. Die verputzte und bemalte Fassade zählt sieben Joche, von denen 3 über einen Balkon verfügen, und zwei Geschosse unter einem Schieferwalmdach. Ein Walmdach ist eine Dachform, die an der Giebelseite zwei dreieckige Dachflächen und an der Traufseite zwei trapezförmige Dachflächen hat. Es ist ein angepasstes Satteldach.
Das Haus aus dem Jahre 1850 hat einen dreieckigen Giebel mit Opaion.

Da bei dieser Bootsfahrt die Themen Architektur, Erbe und Kunst im Mittelpunkt stehen, zeigen wir Ihnen auch gerne das Werk des Genter Architekten GEO Henderick. Geo Henderick wurde am 19. Juni 1879 als Georgius Johannes Henderick in Sint-Amandsberg geboren und starb am 17. Mai 1957 in Gent. Geo Henderick war ein wichtiger Genter Architekt in der „Belle Époque“-Zeit, als der „Jugendstil“ seine Glanzzeit erlebte. Sein Vater war ein Tischler, seine Mutter eine Gastwirtin. Geo Henderick besuchte Abendkurse in der Königlichen Akademie für Schöne Künste. Während seiner Studie wurde er von der „Jugendstil“-Kunstrichtung beeinflusst. Anschließend machte er ein Architekturstudium an KASK, wo der bekannte Architekt Charles Van Rysselberghe, der u.a. das MSK entworfen hat, ihn unterrichtete.
Geo Henderick eignete sich mehrere Stile an. Seine expressionistische Backsteinarchitektur gehört aufgrund von den dekorativen Details zum Art déco. Überall in Gent sind von ihm entworfene schöne Gebäude zu finden, auch hier das Wasser entlang:

 

  • Gordunakaai 6:

Hier sehen Sie ein Haus mit symmetrischer Fassade aus dem Jahre 1926. Der Stil und die Fassade ähneln dem bzw. der der Nummer 1-3: flacher Unterbau aus Granit und markierte Ziegelsteine. Der Oberbau ist mit einem Glockengiebel unter einem kleinen Schieferkuppeldach gekrönt. Das zentrale Joch verfügt über ein breites Fenster und ist mit einem Ziegelsteinbalkon und einem Holzdachfenster in der Mansarde gekrönt.

  • Gordunakaai 1-3:

Durch die Bäume hindurch spähen Sie ein Ensemble von drei Wohnungen in wunderschönen Backsteinarchitektur, die zur Amsterdamer Schule gehören. Der Baugenehmigung gemäß stammt das Haus aus dem Jahre 1927. Die Fassade ist symmetrisch aufgebaut mit zwei identischen gespiegelten einzelnen Häusern, die das zentrale Haus flankieren.  Die einzelnen Häuser haben zwei Joche, drei Geschosse und ein Satteldach.

  • Groot-Brittanniëlaan 151:

Hinter der Brücke links sehen Sie das abgerundete Eckhaus, entworfen durch: "Geo Henderick, architecte, Gand". Das Gebäude aus Ziegelstein stammt aus dem Jahre 1928 und wurde im Stil der Amsterdamer Schule entworfen. Es hat drei Geschosse und ein Schieferdach mit zwei dreieckigen Dachgauben. Auffallend ist, dass die scharfen Kanten des Dachs abgerundet wurden.

  • Eckkomplex an Eedverbondkaai / Koning Albertlaan

Die sachliche Backsteinarchitektur verweist auf die Amsterdamer Schule. Das Gebäude hat eine U-Form, einen zementierten Unterbau und ein hohes Ziegeldach. Die breite Fassade ist symmetrisch aufgebaut und hat zwei zentrale Joche mit vier Geschossen. Die Fassaden in Eedverbondkaai und Paul Fredericqstraat sind gleich.

Villa Juliette

Das Reihenhaus aus dem Jahre 1931 hat einen Vorgarten, zwei Geschosse und ein Flachdach. Es wurde im Stil der Neuen Sachlichkeit gebaut. Das Haus ist ein Musterbeispiel der Architektur von Lippens, der vom niederländischen Architekten Dudok, Entwerfer von Bijenkorf in Rotterdam, dem Stadttheater von Utrecht oder dem Rathaus von Hilversum, beeinflusst wurde. Er war in den Niederlanden bis hin zu den USA und Japan bekannt und deswegen auch bei uns in Gent. Sehen Sie sich die kubistische Aufgliederung und die Ausführung des Türportals mit dekorativen blauen Fliesen an. Wussten Sie, dass es an der Stelle des provinzialen Instituts PHTI jemals eine alte Zementfliesenfabrik gab?

Fabrique de carreaux en ciment Dutry-Massy

Zementfliesen wurden um das Jahr 1840 herum in Gent hergestellt. Bei der Herstellung wurde anfangs eine Holzgussform verwendet, in die der gefärbte Zement gegossen wurde. Die ersten Bodenfliesen hatten nur eine einzige Farbe. Aufgrund von dem arbeitsintensiven Prozess war es nämlich viel zu teuer, Zementfliesen mit einem Muster herzustellen. Erst später, nach der Einführung mechanischer und hydraulischer Pressen, konnte man Zementfliesen herstellen, die nicht nur schön aussahen, sondern auch mit den keramischen Fliesen oder den alten Mosaikbodenbelägen Schritt halten konnten. Die Zementfliesen konnten nur schwer von den alten Bodenfliesen unterschieden werden und waren im Allgemeinen weniger verschleißfest als die alten keramischen Fliesen, aber sie waren viel billiger. Verschiedene Muster waren erhältlich: Zementfliesen im antiken Jugendstil, Zementfliesen im alten Art nouveau-Stil und Zementfliesen im antiken Art déco-Stil. Es wurden auch externe Designer angeworben, wie Maler oder Bildhauer, um diesen antiken Fliesen die schönsten Muster zu geben.

Zusätzlich zu den keramischen Bodenfliesen entwickelte man auch bunte Einlegezementfliesen. Dank des günstigen Preis-Leistungsverhältnisses wurden diese Zementfliesen auch international ein beliebtes belgisches Produkt. Die wirtschaftlich günstigen Umstände ermöglichten eine Blütezeit um 1880 herum. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer produzierte pro Tag etwa 4 Quadratmeter alte und antike Zementfliesen. Obwohl sich der Ursprung der alten und antiken Zementfliesen in Gent befand, wurden sie später überall in Belgien hergestellt.

Diese alten, antiken Fliesen werden heute oft aus den Wohnungen der reicheren Mittelschicht oder Gebäuden, in denen ihre Verwendung einen Mehrwert darstellte, zurückgewonnen. Dieser Mehrwert konnte hygienisch sein, aber auch äußerst praktisch, wie in Bäckereien, Fischläden, Restaurants usw.

Jetzt fahren wir erneut unter der Brücke, die nach dem Mann, der die Geburtszange erfand, benannt wurde: Jan Palfijn.

Huis Renson

Von der Leie aus sehen wir die Rückseite des aus 1912 stammenden Renson-Hauses. Es wurde auf einem Grundstück gebaut, das an der Straßenseite (Kortrijksepoortstraat) relativ schmal ist, aber das an der Leie-Seite erheblich breiter wird und dessen Bautiefe sich bis zum Ufer des Flusses erstreckt. Auf diesem komplexen, schräg abfallenden Gelände wurde ein Haus mit zwei Kellerebenen, einem Erdgeschoss und zwei Obergeschossen entworfen. Die schmale Fassade hat drei Geschosse.
 

Das Haus wurde vom Architekten Georges-Beloni Verenghen, welcher 1881 in Paris geboren wurde und 1957 hier in Gent starb, entworfen.
Es ist als Renson-Haus bekannt, weil die Renson-Schwester, Erben der Textilfabrik Renson an Nijverheidskaai in Gent, jetzt Wiedauwkaai, den Bau dieses Hauses beauftragt hatten. Sie arbeiteten beide als Modistinnen und verkauften "Robes et Manteaux – haute nouveauté" in der Sint-Pietersnieuwstraat.
Zusätzlich zum Architekten Georges-Beloni Verenghen war auch Albert Van huffel am Entwurf dieser Wohnung beteiligt: die Schmiedearbeit des Balkons, die feinen Bleiglasfenster, das schmiedeeiserne Türgitter und die eleganten organischen Muster in den Friesen im ersten und dritten Geschoss. Van huffel entwarf die Innenausstattung des Renson-Hauses, vor allem den Flur und das Esszimmer. Das Renson-Haus ist noch immer Eigentum der gleichen Familie und enthält vermutlich die einzige intakt bewahrte Innenausstattung von Van huffel, eine wunderschöne Innenausstattung, die bis in den kleinsten Details perfekt bewahrt blieb. Das Designmuseum Gent bewahrt das vollständige Archiv von Albert Van huffel. Spuren von seinen Eingriffen im Renson-Haus findet man in den Entwurfsskizzen (60 insgesamt), aber auch in der Buchführung, dem Briefwechsel und in den Geschäftsbüchern.

Der Rommelaere-Komplex

Vom Boot aus hat man eine hervorragende Sicht auf die Seitenfront! Das wunderschöne eklektische Gebäude mit neugotischen Stilelementen wurde 1889 vom Architekten Louis Cloquet, der u.a. auch das alte Postgebäude am Korenmarkt und den Bahnhof Gent-Sint-Pieters entwarf, gebaut. Da der Komplex als medizinisches Institut gedacht war, wurde die Innenausstattung hauptsächlich auf Wissenschaft ausgerichtet.


Der Arzt Willem Rommelaere war ein Genter, der in Brüssel eine Praxis betrieb. Er war auch der Leibarzt von Marie Henriette, der Frau des belgischen Königs Leopold II.
Einer seiner Patienten war ein nicht unbescholtener Westflame: Arthur Renier. Er wollte Arzt Rommelaere sein Vermögen schenken. Aber da man als Patient dem belgischen Gesetz gemäß seinem behandelnden Arzt sein Vermögen nicht schenken darf, schenkte er es dem belgischen Staat unter der Bedingung, dass das Vermögen in ein neues Forschungslabor, das Rommelaere-Institut, investiert werden würde.

Willem Rommelaere erhielt also sein Institut, aber nicht in Brüssel, wo er es haben wollte, sondern in Gent. Da Rommelaere auch der Rektor der Freien Universität Brüssel (ULB) war und sein Institut bei der konkurrierenden Universität in Gent gebaut wurde, hat er es nur einmal besucht und zwar 1905 bei der Eröffnung. Arthur Renier, der großzügige Spender mit seinem nicht unbescholtenen Verhalten, war steinreich und machte „Geschäfte“. Welche Geschäfte? Das wurde nie deutlich. Er nannte sich „Vizekonsul“.  Sofort nach seinem Tod fing der belgische Staat die Arbeiten in Gent an. Als man später die Tresore von Arthur Renier öffnete, stellte sich jedoch heraus, dass viele Wertpapiere wertlos waren.

Das Gebäude wird auch als Institut der Pharmakodynamik bezeichnet. Pharmakodynamik ist die Wissenschaft, die die Wirkung von Arzneimitteln im menschlichen Körper erforscht.

Sehen Sie sich auch die Materialien an, die für den Bau des Rommelaere-Komplexes verwendet wurden: Schwarzer Stahl, gelber Sandstein, rote Ziegelsteine. Sie erkennen die belgischen Farben auf dem Gebäude. Louis Cloquet liebte Belgien und besuchte alle Ecken des Landes, um die unterschiedlichen Materialien zu wählen. Im Gebäude wurden auch Belgischer Granit, geblasenes grünes Falconnier-Glas und vergoldete und azurfarbige glasierte Fliesen für die Laternen der Lüftungskanäle, die das Gebäude krönen, verarbeitet.

Jetzt fahren wir erneut unter der Verlorenkostbrug und nähern wir die MINERVA-Landungsbrücke, wo diese Bootsfahrt in wenigen Minuten enden wird. Um die Bootsfahrt abzuschließen, erzählen wir Ihnen gerne einiges über ein Kunstwerk, das sich im Park hinter dem Brückenwärterhaus befindet. 

Jüdisches Denkmal / Kreisel

Wegen der Hecke kann man das Denkmal vom Boot aus nicht gut sehen, aber keine Sorge! Nachdem Sie das Boot bei MINERVA verlassen, können Sie es aus nächster Nähe entdecken. Dieses Kunstwerk ist wirklich ein verborgener Schatz:

Am 8. Mai 1998 schenkte die jüdische Gemeinschaft der Stadt Gent dieses Denkmal, welches des jüdischen Rabbiners Michael Lustig sowie aller Genter Opfer des Holocausts gedenkt.  Es wurde vom Künstler Daniel Dutrieux geschaffen. Er hat einige Elemente aufgestellt, die zusammen das Denkmal bilden. Der Boden in der Mitte ist mit Fliesen aus schwarzem Granit aus Simbabwe verlegt, welcher die Form des Schattens eines Baums hat. Am Ende des Stamms dieses Schattenbaums wurde ein echter Baum, nämlich ein Götterbaum (Ailanthus altissima), gepflanzt. Auf dem Fliesenboden liegt ein Rotgusskreisel mit einem Durchmesser von 2 m auf seiner Seite. Der Kreisel wurde vom Atelier d’Art hergestellt. Im Boden wurden Linien gezogen, die darauf hinweisen sollen, dass sie durch das Drehen des Kreisels verursacht wurden. Am Ende des Fliesenbodens hinter dem Kreisel wird ein Davidstern abgebildet.