Die einen glauben, es ist Kunst, die anderen meinen, es ist Vandalismus. Machen Sie sich zusammen auf die Suche nach Graffiti in einem Viertel, das Sie mit vielen bunten “tags“ und „pieces“ überraschen wird.
Eine lebendige Stadt erkennt man an der Streetart. Wenn das stimmt, ist Gent lebendiger denn je! Die Straßen der rebellischen Stadt waren immer schon eine beliebte Leinwand für phantasievolle Bilder voller Farben und Emotionen. Nach diesem Spaziergang werden Sie Streetart ganz bestimmt aus anderer Sicht betrachten!
Lassen Sie sich vom "Sorry, not Sorry“-Streetartplan von Gent inspirieren und entdecken Sie die bunte Graffiti-Kunst in der Stadt zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Die Genter Fremdenführer geben Ihnen gerne einen Vorgeschmack.

3,3 km - 4400 Schritte

Haitham Haddad und Sarah Yu Zeebroek

Der Spaziergang fängt an der gegenüberliegenden Seite des ikonischen VOORUIT-Gebäudes an, das am Anfang des 20. Jahrhunderts von der Genossenschaft Samenwerkende Maatschappij Vooruit für die Genter Arbeiter gebaut wurde.  In diesem Gebäude befindet sich heute das Kunstzentrum VIERNULVIER, das eine Bühne für unterschiedliche Kunstdisziplinen eröffnet.

Tipp. 1913 wurde dieser historische Saalkomplex von der Genossenschaft Samenwerkende Maatschappij Vooruit eröffnet. Hier konnten die Arbeiter sich nach der Arbeit in einer der zahlreichen Genter Fabriken entspannen, amüsieren und schulen. Sie sollten bestimmt mal hinein gehen, um einen Snack oder ein Glas oder einfach die wunderschöne Terrasse zu genießen.

Auf der Fassade des Kunstzentrums VIERNULVIER prangt ein auffallendes Wandgemälde in sanften Farben. Es ist ein Werk der Künstler Haitham Haddad und Sarah Yu Zeebroek, der Tochter von Kamagurka.

Die gelben und blauen Töne lenken die Aufmerksamkeit auf sich. Was Sie genau auf der Wand sehen, können Sie selbst interpretieren, aber es scheint auf jeden Fall eine absurde Szene zu sein.

Sarah Yu Zeebroek ist die Tochter des flämischen Künstlers Kamagurka, aber ist vor allem wegen der eigensinnigen Elektro-Synth-Band Hong Kong Dong bekannt. Zusätzlich ist sie auch als Illustratorin tätig. 2022 nahm sie teil an einem Genter Projekt, bei dem Kabelverteilerschränke im Viertel Sluizeken-Tolhuis-Ham bunt geschmückt wurden. Haitham Haddad ist ein palästinensischer Künstler, der international tätig ist. 

 

Wenn Sie weiter in Richtung von Sint-Pietersplein spazieren, sehen Sie auf der rechten Seite das wunderschön restaurierte Redaktionsgebäude der Zeitung „De Vooruit“, welche hier 1930 untergebracht war. Die Fassade wurde auch nachts beleuchtet, um zu zeigen, dass hier auch nachts gearbeitet wurde. Der Architekt ist Fernand Brunfaut.

Cee Pil

Gehen Sie weiter zur Kneipe De Hoeve. Auf einem schmalen Streifen an dieser Kneipe sehen Sie ein Werk von Cee Pil: Die surrealistische Wiedergabe von 2 Tieren, die ineinander übergehen, ist leicht erkennbar. Hier malt er „Baterpillarman“.  Batman in einer Raupe (caterpillar).

A Squid called Sebastian

Dieser Künstler wurde 1981 in Boston geboren und zog als Kind zusammen mit seiner Familie nach Gent um. Er absolvierte den Masterstudiengang Comiczeichnung an der Luca School of Arts. Er entwirft auch Tätowierungen. Wir sehen lesende Menschen, die im Wohnzimmer Schnorchel tragen, was auf den Lockdown infolge des Coronavirus hinweist. 

Lobster Robin

Auf Nr. 9 können Sie ein Werk von Lobster Robin bewundern: Dieser Antwerpener Künstler fühlt sich Zuhause in Gent. Seine Botschaft ist deutlich: Man soll bescheiden bleiben, die Natur schätzen und die Augen öffnen. Lobster bringt Streetart-Farben zum ziemlich grauen Studentenviertel. 

Tipp. Der Bücherturm ist ein ikonisches Gebäude aus dem Jahre 1942, welches von Henry Van de Velde entworfen wurde. Die Genter Universitätsbibliothek ist im 66 m hohen Bücherturm zu finden.  Ganz oben auf dem Türm befindet sich eine Bronzestatue eines Foxterriers, aber diese ist nicht einfach zu erkennen, wenn man nicht Bescheid weiß. ?

Kitsune Jolene

Am Hoveniersberg sehen Sie ein Werk von Kitsune Jolene. Diese ostflämische junge Frau malt meistens Porträts von Frauen, Tieren, Fauna und Flora und verweist dabei oft auf andere Kulturen und Mythologie. Ihr Künstlername Kitsune verweist übrigens auf einen Fuchs aus der japanischen Mythologie, der bis zu hundert Jahre alt werden kann und sich in eine junge Frau verwandeln kann. 

Kitsune Jolene

An der Bushaltestelle vorbei: Tröstendes Bild einer Studentin, die sich gemütlich in einer warmen Decke gewickelt in einem Zimmer mit Bogenhanf befindet.

Smithe

Wenn wir das Ende der Sint-Pietersnieuwsstraat erreichen, überqueren wir die Straße und gehen wir über die Florbertusstraat zur Kazernestraat und zur Jacob Jordaensstraat. Hier sehen wir ein Werk von Smithe:  Smithe, alias Luis Enrique, lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt und lässt sich von der japanischen Animation, dem grafischen Stil aus den 1950er Jahren und Science-Fiction-Filmen inspirieren.  Sehen wir ein Gesicht? Oder mehr als ein Gesicht? Dieses Werk wurde 2016 im Rahmen des ersten Genter „Sorry, not sorry“-Festivals geschaffen. Weitere Informationen über Smitheone.tumblr.com. 

Smithe

Jesus Benitez

An der Ecke zur Victor Hortastraat sehen Sie ein großes Werk von Jesus Benitez, alias Dhear. Dieser Künstler wohnt auch in Mexiko-Stadt und lässt sich von Sciencefiction und kosmischen Kräften inspirieren, um auf diese Weise die Zukunft bildlich darzustellen. Wir sehen eine nackte junge Frau oder vielleicht auch mehrere? Können Sie sie zählen?

Tipp. Zwei Wassertürme aus dem Jahre 1880 und der neue Turm. Der neue wurde von den Architekten G. und D. Bontinck (1975-1977) entworfen. Die zwei alten Wassertürme gehören zu den ältesten Wasserturmtypen Belgiens: zwei Eisenbehälter ruhen auf schweren Mauern aus Backstein mit Ventilation ganz oben, um Unterdruck beim Entleeren zu vermeiden, und von Holz geschützt.

Danny Matthys

Über Kunstlaan spazieren Sie zum Citadelpark. Auf der Seite vom S.M.A.K. sehen Sie ein Werk von Danny Matthys: kein Graffiti-Werk, sondern wirklich Kunst: „Olam“ setzt sich aus Dutzenden lebensgroßen Büsten aus pigmentiertem Beton zusammen und ist im linken Teil der S.M.A.K.-Fassade verankert. Übersetzt bedeutet "Olam“ das Überschreiten von Grenzen. Es war ursprünglich als ein liegendes Werk gemeint, aber es wurde auf Bitte von Jan Hoet auf der Fassade installiert.

Tipp. Auf dem Festungstor liest man: Nemo me impune lacesset ("Niemand ärgert mich unbestraft"). Starke Worte vom König Wilhelm I., vom Jahre 1815 bis zum Jahre 1830 König des Königreichs der Vereinigten Niederlande.

Pieter Rosseel

Folgen Sie dem Weg, zuerst nach rechts und anschließend nach links. Auf der Seite von SMAK sehen Sie ein Werk von Pieter Rosseel, das auf Bilder, Formen und Ikone in der Architektur hinweist.  Dieses Werk wurde im Auftrag von nucleo.be geschaffen.

ROA

Überqueren Sie die Emile Clauslaan und gehen Sie zum botanischen Garten und zum GUM. Auf der Seitenfront befindet sich ein Riesenwerk von ROA, dem weltberühmten, jedoch anonymen Genter.  Für das GUM (Genter Universitätsmuseum) entwarf er diesen Skelettenstapel. Von unten nach oben sehen Sie: einen Elefanten, ein Nashorn, einen Grizzlybär und ein Okapi. Weitere Informationen: www.gum.be; wikipedia/roa

Nehmen Sie sich die Zeit, den wunderschönen botanischen Garten zu entdecken.

Tipp. Im botanischen Garten der Universität sind auf einer Fläche von 2,75 ha mehr als 10.000 Pflanzenarten zu finden. Beim Besuch können Sie besondere Pflanzen kennenlernen oder einfach einen gemütlichen Spaziergang vor dieser schönen Kulisse machen.

JAM

Gehen Sie über Hofbouwlaan zu Ter Platen, spazieren Sie über die Brücke und steigen Sie die Treppe hinunter. Hier finden Sie ein JAM, ein kollektives Werk, an dem in diesem Fall u. a. Bue, Mc Gyver, Resto, Duder1, Katoir, Kymo One, Malf beteiligt waren.  Auf der anderen Seite der Straße sehen Sie einen superlangen Bleistift eines unbekannten Künstlers.

Tipp.  Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Peperbus (Pfeffersteuer), der der typischen Form seinen Namen zu verdanken hat. Er war ein kleines Wachlokal, das zur Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert gehörte.  Die heutige Genter Ringstraße entspricht mehr oder weniger dem Grundriss dieser alten Stadtmauer.

A Squid Called Sebastian

Über Muinkschelde und Muinkbrug gehen Sie in Richtung von Stalhof. Die Hinterfront vom Liberaal Archief Liberas (das liberale Archiv) ist mit einem Werk von A Squid Called Sebastian bemalt. Dieses Werk wurde auf Bitte der Kneipenbetreiber in der Overpoort verwirklicht.

Lindert Steegen

Sie erreichen Overpoort und biegen links in die Straße ab. Auf der rechten Seite erreichen Sie nach 500 m ein Werk von Streetart-Künstler Lindert Steegen, der die Treppen und den Platz am Einkaufszentrum schmückte mit einem Kunstwerk mit einer Größe von 300 Quadratmetern, das aus 15 unterschiedlichen Farben besteht. Er ließ sich beim Design von der Passage zahlreicher Personen, die aus allen Richtungen den Platz betreten, inspirieren.

Das Werk heißt „Buiten de Lijnen“ (außerhalb der Linien) und ist als Blickfang zwischen der Stadtmitte und dem Museumviertel entlang der kleinen Ringstraße gemeint. Die Bewegungen der spazierenden Menschen bilden die Grundlage der Komposition.  Im Werk ist auch eine Taube zu finden, ein Tier, das oft in Werken von Steegen aufgeführt wird, da er das Bild der Taube als Symbol für Freiheit, Offenheit, das Ausbreiten der Flügel und Entdeckungsreisen verwendet.

Anouk De Clercq

Wenn Sie die Overpoort erreichen, biegen Sie nach rechts zum Sint-Pietersplein ab. Sie befinden sich jetzt auf dem höchsten Punkt in Gent (29 m)!  Gehen Sie zum Zaun an den Treppen, die auf die Tiefgarage ausgehen.  Anouk De Clercq, Multimediakünstlerin, schuf im freien Raum des Parkhauses eine Bibliothek voller Bücher.  Mit diesem Werk schafft sie einen Zusammenhang zwischen Wissen und historischer Bedeutung. www.portapak.be/wikipedia

 

 

Haben Sie noch ein wenig Zeit?

Gehen Sie dann mal an der U.L.F. St.-Peter-Kirche vorbei. Diese Kirche wird als ein Meisterwerk des Architekten Pieter Huyssens, der unmittelbar vom Petersdom in Rom inspiriert wurde, angesehen. Sie wird auch als ein Höhepunkt der Barockarchitektur in den südlichen Niederlanden betrachtet.