1. Der streunende Altar
Wie Sie vielleicht wissen, ist der Genter Altar unlöslich mit der St.-Bavo-Kathedrale in Gent verbunden. Trotzdem war seine Existenz nicht immer so ruhig. Das Gemälde landete während der Französischen Revolution 1789 in Paris. Die französischen Truppen fielen in die Kathedrale ein und nahmen das Meisterwerk mit Pferd und Wagen mit. Der englische Duke of Wellington brachte das Altarbild zur St.-Bavo-Kathedrale zurück.
Ein Jahr später wurden sechs Tafeln für 3000 Gulden an Kunsthändler L.J. Nieuwenhuys verkauft. Letztendlich gelangten die Tafeln in den Besitz des preußischen Königs. Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland die Tafeln als Kriegsschuld an Belgien zurückgeben. Während des Zweiten Weltkriegs landete der Altar im österreichischen Salzbergwerk Altaussee. Hier verbarg Hitler mehrere Kunstschätze in Erwartung seines neuen Museums. Am Ende des Krieges wollte Hitler das Salzbergwerk und alle Kunstschätze sprengen. Einige heldenmütige Bergwerker verhinderten die Zerstörung des Genter Altars. Sie vermieden eine große Katastrophe in der Kunstgeschichte! Der Genter Altar kehrte nach einer langen Zeit zu seiner Heimat, der St.-Bavo-Kathedrale, zurück.
2. Der kühne Diebstahl
Die eine Restauration folgte der anderen und Tafeln wurden gestohlen, wiedergefunden und kopiert. Der Diebstahl der Tafeln mit den Gerechten Richtern und Johannes dem Täufer des Genter Altars, auch als „kühner Diebstahl“ bezeichnet, war also keine Überraschung! In der Nacht vom 11. April 1934 sahen zwei Zeugen vage Schatten von zwei Personen. Sie legten tafelförmige Gegenstände in ihren Wagen. Die zwei Schatten verschwanden zusammen mit den zwei Tafeln spurlos. Ein Zettel mit der Aufschrift „Deutschland mittels des Versailler Vertrags entrissen“ blieb als Einziges zurück. Einige Wochen später wurde in der Kathedrale ein Schreiben abgeliefert, in dem 1 Million Belgischer Franken Lösegeld gefordert wurde. Die zuständigen Behörden wollten das Lösegeld nicht zahlen und nach einigen Schreiben gab der Dieb die Tafel mit Johannes dem Täufer zurück. Das Rätsel der Gerechten Richter bleibt bis auf heute ungelöst. Es gibt viele spannende Theorien, aber niemand hat den notwendigen Hinweis!
3. Der Finalist Jan Van Eyck
Der Genter Schöffe Joos Vijd und seine Frau Elisabeth Borluut erteilten Jan und Hubert den Auftrag, den Genter Altar zu malen. Für dieses Werk ließen Sie in der St.-Bavo-Kathedrale eine zusätzliche Kapelle bauen. Die Kapelle erhielt den Namen Vijdkapel. Was Sie wahrscheinlich nicht wissen, ist, dass der Genter Altar hauptsächlich von Jan Van Eyck gemalt wurde. Hubert Van Eyck gab den Ansatz für das Gemälde, aber keiner weiß genau, was sein Beitrag war. Er verstarb nämlich in der Anfangsphase des Meisterwerks. Jan vollendete den Genter Altar 1432.
4. Sein mikroskopisches Auge
Jan war ein echtes Genie! Er perfektionierte zuerst das Malen mit Ölfarben. Er verstand aber nicht nur die Farbtechnik, sondern hatte auch ein unglaubliches Auge für Details! Das Auge von Jan Van Eyck funktionierte als Mikroskop und Teleskop. Er malte als einer der ersten einen realistischen Mond mit Mondkratern. Jan Van Eyck arbeitete als Hofmaler am Hof von Philipp dem Guten und verbrachte seine Zeit in der Welt der Diplomatie. Dank der Reisen mit Philipp dem Guten lernte er neue Fauna und Flora kennen. Hinterher malte er diese problemlos und detailliert auf dem Genter Altar. Wussten Sie, dass die Felsen auf dem Gemälde auf Felsen in Lüttich oder Dinant basieren? Er hätte diese nie ohne sein unglaubliches fotografisches Gedächtnis malen können! Jan malte den Auftraggeber Joos Vijd nicht besonders schön, sondern möglichst realistisch, unrasierten Barts und Pusteln inklusive. Die Details im Werk sind erstaunlich!
5. Der Komet Van Eyck
Jan Van Eyck machte seinen Eintritt in die Kunstgeschichte wie „ein Komet“. Es gibt nur wenige Quellen, die uns über sein Leben oder seine Entwicklung erzählen, aber auf einmal war er da, als einer der besten Maler seiner Zeit. Er hat einen einzigartigen und revolutionären Stil, sodass er nicht in die Reihe seiner Vorgänger oder Zeitgenossen passt. Viele Kunstliebhaber sprechen lobend über sein bekanntestes Werk, den Genter Altar. Es gibt eine Legende, laut der Hugo Van der Goes verrückt geworden sein soll, wenn er ihm nacheifern wollte und sich angeblich deswegen selbst das Leben nahm. Jan Van Eyck soll mehrere Künstler inspiriert haben, wie Hans Memling, Dirk Bouts und Gerard David. Das 15. Jahrhundert kann ohne Übertreibung das Jahrhundert von Van Eyck genannt werden. Jan Van Eyck steht sogar auf einer höheren Stufe als Da Vinci!
6. Geheimnisse und Rätsel
Der Genter Altar ist ein einzigartiges Werk mit vielen unbeantworteten Rätseln und Geheimnissen. So sollen auf der Tafel mit Stadtsicht und der Tafel mit Sibylle von Erythrai menschliche Gesichter in der Luft sichtbar sein, aber keiner weiß, wen sie genau darstellen. Die Skyline auf der zentralen Tafel soll eine Collage von fiktiven und echten Gebäuden sein. Während einer Restauration des Genter Altars 1951 wurden beim Lamm ein zusätzliches Paar Ohren entdeckt. Die Ohren des Tieres wurden während Anpassungen um das Jahr 1550 herum übermalt. Während der Restauration in MSK konnte das außerirdische, mysteriöse Tier mit vier Ohren vorübergehend besichtigt werden. Besuchen Sie es und machen Sie sich wie ein/e Detektiv/in auf die Suche nach den verborgenen Gesichtern! Und vielleicht entdecken Sie noch ein neues Rätsel?
7. DNA-Spuren von Van Eyck
Der Genter Altar hat zahllose Details. Während der Restauration des Gemäldes fanden einige Restauratoren Pinselhaare. Die Haare sind in der Farbe verwoben und haben unterschiedliche Längen. Maler lassen außerdem auch Fingerabdrücke auf ihren Werken zurück. An manchen Stellen manipulieren Sie die Farbe mit den Fingern, sodass die Fingerabdrücke verewigt werden. Wenn Sie genau hinschauen, finden Sie vielleicht ein Haar oder einen Fingerabdruck.
8. Größtes Werk von Jan Van Eyck
Jan Van Eyck hinterließ etwa zwei Dutzend Meisterwerke, die weltweit über Museen und Sammlungen verteilt sind. Das Leben von Jan mag dann überwiegend ein Geheimnis sein, die zwanzig Werke haben die Jahrhunderte überdauert! Ein Werk ist, soweit wir wissen, noch in Privatbesitz. Die anderen Werke sind in Museen in der ganzen Welt zu bewundern. Die National Gallery, ein Kunstmuseum in London, stellt die Werke Bildnis eines Mannes mit rotem Turban und Bildnis des Giovanni Arnolfini aus. Der Louvre besitzt die Madonna des Kanzlers Rolin. Aber in der St. Bavo-Kathedrale in Gent können Sie sein größtes Werk, der Genter Altar, bewundern.
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Wer war Jan van Eyck eigentlich und was macht den Genter Altar so besonders? Entdecken Sie die Geschichten auf diesen Seiten!