Staunen & erleben
Gent, Kulturcocktail nach Menschenmaß
Wer den Genter Altar das erste Mal sieht, findet keine Worte, um die Erfahrung zu beschreiben. Das war 1432 schon der Fall und auch heute noch. Von den Locken des Engelschors bis zum Sonnenlicht in einem Wasserkrug: Van Eyck malte mit einer fast göttlichen Liebe zum Detail. Man braucht kein Experte zu sein, um das zu genießen. Das sind wir Genter übrigens nicht.
Und trotzdem sprechen wir ständig über den Altar. Auch weil das Gemälde in einer jahrhundertelangen Soap die Hauptrolle spielte. Versteckt, gestohlen, durchgeschnitten, fast verbrannt… Es ist ein Wunder, dass das Kunstwerk heute noch in der Kathedrale zu bewundern ist.
Mehr noch: Nach fast sechs Jahrhunderten sieht es endlich wieder so aus, wie van Eyck es wollte. Nach jahrelangen Restaurierungen strahlt das Werk in den Originalfarben. Wieder einmal ist die Kunstwelt verblüfft - und wir sind es auch. Tipp: Halten Sie sich länger in der Stadt auf und entdecken Sie das Werk mit uns.
Den Genter Altar besuchen
Alles fängt selbstverständlich mit dem Gemälde an. Dieses befindet sich, wo es gehört: in der Genter St.-Bavo-Kathedrale. Tickets reserviert man vorzugsweise im Voraus, damit man es problemlos besuchen kann. Die AR-Tour in der mittelalterlichen Gruft macht die Vergangenheit sichtbar und dank des neuen (ganz barrierefreien) Besucherzentrums kann man das Werk in voller Pracht bewundern. Einfach ein Muss.
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Auch außerhalb der Kathedrale sind Spuren des fünfzehnten Jahrhunderts in der Stadt zu finden. Mit einer Karte voller ausgezeichneter Spaziergänge kann man sie selbst entdecken, von einem seltenen gotischen Innenhof bis hin zu den Ruinen der St.-Bavo-Abtei. Einfach nur Geschichte? Überhaupt nicht. Das Vermächtnis von van Eyck ist noch immer lebendig. Streetart-Künstler haben verschiedene Wände geschmückt, manchmal mit großartigen, manchmal mit subtilen Werken, aber immer mit einer neuen Botschaft.
2012 fing die Restaurierung des Genter Altars an. Kunsthistoriker waren selbst davon überrascht, wieviel Farbe und Detail in den folgenden Jahren bloßgelegt wurden. Sogar das Lamm machte in aller Welt Schlagzeilen - und wurde ein Meme - denn es hatte plötzlich ein neues Gesicht. Auch die gotische Kathedrale wurde renoviert, um sie barrierefreier zu machen. Was sagen Experten? Was denken die Besucher? Sie lesen es hier.
Der Genter Altar ist wirklich ein absolutes Rätsel. Sogar die wesentlichsten Informationen sind unbekannt. Wer hat ihn gemalt? Jan und Hubert van Eyck… oder vielleicht nur Jan. Wer wird abgebildet? Von der Hälfte der abgebildeten Figuren wissen wir nicht, wer sie sind. Was ist seine Bedeutung? Darüber ist eine ganze Bibliothek geschrieben worden. Was wir wohl wissen, ist, dass van Eyck die damalige Kunstwelt wirklich revolutioniert hat und die Auswirkungen dieser Revolution spüren wir bis auf heute.
Haben Sie keine Zeit, um über den Genter Altar zu lesen? Möchten Sie aber trotzdem mehr darüber erfahren als die meisten Touristen - und, wenn wir ehrlich sind, die meisten Genter? Machen Sie sich dann mit einem Fremdenführer auf den Weg. Das ist sowohl in der St.-Bavo-Kathedrale als auch in der Stadt möglich, wobei die Welt, wie van Eyck sie im fünfzehnten Jahrhundert erlebt haben sollte, und sein bleibendes Vermächtnis in den Mittelpunkt gestellt werden.
Nur Brot und Bier? Überhaupt nicht. Das Spätmittelalter war im Hinblick auf die Gastronomie unglaublich reich, und, wenn es um üppige Bankette und dekadente Mahlzeiten ging, war niemand besser als die Burgunder. Dank historischer Forschung und einer Studie der auf dem Genter Altar abgebildeten Pflanzen konnte unser Flemish Foodie Olly Ceulenaere sogar einige authentische Rezepte rekonstruieren. Essen wie van Eyck also!